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Phantomspeisung

Einer der Begriffe innerhalb der Tontechnik, deren Sinn sich nicht zwingend auf den ersten Blick aus ihrem Wortlaut ergibt, ist die "Phantomspeisung". Daher möchten wir im Folgenden das Thema erörtern.

Einige Signalquellen mit aktivem Schaltkreis - insbesondere Vorverstärker von Kondensatoren-Mikrofonen oder (i.d.R.) aktive DI-Boxen - werden quasi "von der Ferne aus" mit Strom beliefert, da sie weder über die Steckdose noch durch Batterien oder Akkus mit Spannung versorgt werden (und somit unabhängiger sind). Daher spricht bei der Spannungsversorgung, die hier ins Spiel kommt, von "Fernspeisung".

Die Belieferung mit elektrischer Spannung (48 Volt, selten 12 Volt oder 24 Volt) erfolgt bei der Phantomspeisung durch symmetrische Kabel. Symmetrische Kabel (z.B. Mikrofonkabel) zeichnen sich durch zwei - jeweils von Kunststoff umfasste - Signaladern aus, die gemeinsam von einem durchgehenden (Kupfer-)Schirm umgeben sind. Hier liegt nun der Pluspol parallel an den beiden Adern und der Minuspol auf dem Metallschirm. Zwischen diesen beiden Polen besteht Gleichspannung. Vereinfacht gesagt holen sich die zu versorgenden Komponenten, wie integrierte Trafos, nun die benötigte Power aus der Spannung zwischen einer der beiden Adern (plus) und der Schirmung (minus). Da diese elektrische Spannung sozusagen unsichtbar ist, entstand die Bezeichnung "Phantomspeisung" oder „Phantomspannung“ (engl. Phantom Power). In der Praxis sind XLR-Kabel die wichtigsten Leiter für den Transport der Phantomspannung. Theoretisch ist jedoch jede "Balanced Connection" tauglich.

Wie reagieren dann andere, also passive, Komponenten wie dynamische Mikros auf die Phantomspeisung? Die Antwort: prinzipiell gar nicht, sie wird in der Regel einfach "ignoriert". Um jedoch „auf Nummer sicher zu gehen“ ist es ratsam, bei Bändchen-Mikrofonen oder dynamischen Mikros älterer Bauarten die Phantomspannung abzuschalten. Dann passiert auch nichts, sollte es tatsächlich mal zu einem Kurzschluss kommen. Dies gilt auch für akku- oder batteriebetriebene DI-Boxen und Mikrofone, während bestimmter Szenarien an Patchbays, oder wenn Adapter von XLR auf unsymmetrische Klinken-Anschlüsse eingesetzt werden. Häufig findet man am Mikrofon-Vorverstärker einen Ein-Aus-Schalter mit den Bezeichnungen "Phantom Power" oder "48 V", mit dem sich das regeln lässt. Ergo: wenn die Phantomspeisung nicht benötigt wird – lieber mal ausschalten.