Die anfängliche Skepsis gegenüber dem Musikerberuf hat sie abgelegt, denn der Mangel an inländischen Tieftönern beschert ihr ein umfangreiches Arbeitsangebot, wie zum Beispiel in der Live-Band der deutschen Alternative-Pop-Sängerin Alli Neumann. Mit Alli ist sie nicht nur altersmäßig und musikalisch auf einer Linie. Beide sind sich einig: Wir brauchen mehr Frauen in der deutschen Musiklandschaft!
bq: Siehst du dich eher als Bassistin oder Gitarristin?
Sophie Knops: Die Frage aller Fragen! (lacht) Heute sehe ich mich gleichermaßen als Bassistin und Gitarristin. In der Vergangenheit habe ich zwar hauptsächlich mit der Gitarre auf der Bühne gestanden, aber ich habe schon immer gern Musik gehört, in der der Bass das tragende Element darstellt, und zu Hause oder bei Jam Sessions Bass gespielt. Ich bin froh und stolz, dass im Laufe der letzten zwei Jahre der Bass als offizielles Bühneninstrument dazugekommen ist und ich nun mit beiden Instrumenten etabliert bin.
bq: Deine musikalische Laufbahn begann am Klavier. Wann und warum bist du zur Gitarre gewechselt?
Sophie Knops: Ich stand schon als Kind mit einer Gitarre aus Plastik vor dem Spiegel. Warum sie mich faszinierte, kann ich nicht sagen. Meine Mutter riet mir, erst Klavier zu lernen, weil das eine gute Grundlage sei. Ich komme nämlich aus einer Musikerfamilie, in der jeder Klavier spielt. Die paar Lagerfeuer-Akkorde kannst du dann irgendwann immer noch schrebbeln, meinte meine Mutter damals. Nach sieben Jahren Klavierunterricht habe ich mir schließlich mit elf meine erste eigene Konzertgitarre gekauft und mir das Spielen selbst beigebracht.
bq: In deiner Jugend waren Handy und Internet schon keine Fremdworte mehr. Was hat dich trotzdem dauerhaft an handgemachter Musik fasziniert?
Sophie Knops: Mein Großvater hat eine Dixieland Jazzband und meine Mutter spielte Saxofon und Keyboard in verschiedenen Bands. Ich fand es immer spannend, bei den Proben zuzuhören. Mit meiner Mutter und meiner Großmutter habe ich viel gesungen und vierhändig Klavier gespielt Das alles hat meine Neugierde und das Interesse an der Musik auf Trab gehalten.
bq: Wie kamst du auf die Idee, am Singer-Songwriter-Slam teilzunehmen? Was passierte danach?
Sophie Knops: In meiner frühen Phase des Songwritings spielte ich meiner Familie oft meine Songs vor. Irgendwann hörten sie von dem Wettbewerb in Mönchengladbach und ermutigten mich, daran teilzunehmen. Niemals hätte ich erwartet, was das ins Rollen brachte: unzählige Auftrittsanfragen, Foto-Shootings, Video Sessions und schließlich mein erstes Album.
bq: Danach hast du dich parallel zum Schulbesuch als Sängerin und Gitarristin weiterentwickelt. Wie ernst war der Berufswunsch, Profimusikerin zu dieser Zeit?
Sophie Knops: Seit dem Sieg von diesem kleinen Singer-Songwriter-Slam nahm mein Kindheitstraum, Musikerin zu werden, insgeheim schon Gestalt an. Aber das wollte ich mir erst nicht eingestehen. Ich wollte ja nicht als arme Künstlerin enden. Deshalb habe ich zunächst die Ausbildung zur Zupfinstrumentenbauerin angefangen.
„Andy McKees Songs berühren mich sehr. Er ist für mich der Gott des Modern Fingerstyle.“
bq: An welchen Künstlern orientierst du dich als Singer-Songwriterin und was gefällt dir an ihnen?
Sophie Knops: Das sind beispielsweise Ben Howard, Andy McKee, John Mayer und Colbie Caillat. Bei Ben Howard liebe ich den Mix zwischen anspruchsvollen und besonderen Gitarrenmelodien, die vom Modern Fingerstyle begleitet sind, und seinem Songwriting. John Mayer schätze ich als Gitarristen und vor allem als Songwriter. Seine Hook Lines und Riffs zeugen von Songwriting auf hohem Niveau. Andy McKees Songs berühren mich sehr. Er ist für mich der Gott des Modern Fingerstyle. Colbie Caillat hat mich neben John Mayer sehr stark als Sängerin beeinflusst.
bq: Mit einem deiner größten Vorbilder, Jon Gomm, hast du bereits auf der Bühne gestanden. Hat dich diese Begegnung besonders inspiriert?
Sophie Knops: Wir haben beide vor ein paar Jahren auf derselben Bühne eines Festivals in Dinslaken performt, leider nicht gleichzeitig. Ich konnte mit Jon hinter der Bühne ein wenig reden und ihn bei seinem Warmup beobachten. Jon ist ein cooler, lustiger Typ und für mich ein großes Vorbild, da er als absoluter Profi des Modern Fingerstyle zu seiner Akrobatik auf der Gitarre gleichzeitig singt. Diese Kombination gibt es relativ selten.
bq: Welche Instrumente hast du während dei-ner Ausbildung zur Zupfinstrumentenbauerin gebaut oder repariert?
Sophie Knops: Eine Dulcimer und eine Kantele. Am Bau eines E-Basses war ich auch beteiligt. Ich beherrsche alle Arten von Reparaturen an Saiteninstrumenten inklusive Lötarbeiten der Elektronik. Mein Wunsch, Vollzeitmusikerin zu werden, war aber so groß, dass ich beschloss, diese Ausbildung abzubrechen. Es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.
bq: Wann und warum wurde der Bass für dich interessant?
Sophie Knops: Durch meine Vorliebe für R’n‘B und Neo-Soul fand ich den Bass spannend, sodass ich meine Lieblingssongs aus diesen Genres immer öfter am Bass nachgespielt habe. Über Kontakte bei Rheingold Music in Duisburg bin ich dann so richtig in das Bassuniversum eingetaucht und habe erkannt, dass da noch eine weitere große Leidenschaft in mir schlummert. Ich habe dann immer öfter den Bass in die Hand genommen und gespielt bis zum Umfallen.
„Dass es in Deutschland zu wenige Bassisten und erst recht zu wenig Frauen am Bass gibt, liegt wohl auch an dem abwertenden Image, das diesen Musikern oft zugeschrieben wird.“
bq: Fasziniert dich am Bass eher Rhythmus und Groove, die warme Melodik oder besondere Spieltechniken?
Sophie Knops: Es ist eine Mischung aus allem. Ein gutes Feeling und Groove ist für mich wichtiger, als Skalen zu beherrschen. Wenn da die warme Melodik hinzukommt, ist das für mich ein wunderschönes Gefühl. In Sachen Spieltechnik fühle ich mich beim Slapping und Palm Muting zu Hause.
bq: Was erhoffst du dir von deinem Musikstudium?
Sophie Knops: Ich studiere seit September 2017 am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück Popmusik. Als der Berufswunsch Profimusikerin feststand, war mir klar, dass ein Musikstudium die die Grundbedingung dafür ist. In erster Linie erhoffe ich mir eine große Bandbreite an Connections. Ohne das Institut für Musik würde ich jetzt nicht bei Alli Neumann spielen und meine Band Karanoon gäbe es ebenso wenig. Außerdem möchte ich die Erfahrung und das Wissen meiner Dozenten aufnehmen und weitertragen. Davon profitiere ich schon jetzt.
bq: Warum hast du nach einem Jahr Studium den Schwerpunkt auf den E-Bass verlegt?
Sophie Knops: Die Jobs als Bassistin haben in den letzten zwei Jahren stetig zugenommen und meine Tätigkeit als Bassistin wurde zeitintensiver. Also habe ich einfach gewechselt. Ich wollte auch während des Musikstudiums möglichst viele Bass-Skills mitnehmen.
bq: Sind Bassisten und speziell Bassistinnen hier-zulande tatsächlich so rar? Woran liegt das?
Sophie Knops: Dass es wenig Bassisten gibt, ist bekannt – erst recht Frauen am Bass. Und Frauen am Bass, die singen können, gibt es noch seltener. Ich glaube, das liegt zum großen Teil an dem klassischen Rollenbild unserer Gesellschaft, das sich auch in der Musikszene widerspiegelt. Dazu kommt das typische Bassisten-Image, das Nichtmusikern oft vermittelt wird: „Wer braucht schon einen Bass?“ „Den Bass können wir ja einfach übers Keyboard spielen.“ „Grundtöne zupfen kann ja jeder.“ Dabei hat man als Bassist so eine wichtige Rolle innerhalb einer Band und oft sind es gerade die Bassisten in den Begleitbands der Stars wie zum Beispiel Justin Timberlake, die die anspruchsvolle Rolle des Musical Director innehaben.
„Ich spiele momentan mit dem Gedanken, mir einen Precision Bass zu bauen.“
bq: Seit 2018 bist du festes Bandmitglied der Newcomerin Alli Neumann. Alli Neumann – salopp formuliert die moderne Version von Nena, genauso jung wie du – sagt, wir brauchen mehr Frauen in der deutschen Musikindustrie. Legt sie deshalb besonderen Wert auf weibliche Mitglieder?
Sophie Knops: Ja, sie möchte bewusst gegen die klassischen Mann-Frau-Bilder in der Musikszene ankämpfen und Mädchen, die uns live sehen, zeigen, dass Frauen ebenso gut Bass oder Schlagzeug spielen können wie die männlichen Kollegen, wenn sie talentiert sind und diesen Berufswunsch haben.
bq: Was ist deine musikalische Aufgabe in der Band von Alli Neumann?
Sophie Knops: Ich bin dort Live-Bassistin und Backup-Sängerin. Die Bass Lines übernehme ich von ihren Alben und EPs, die ein anderer Studiomusiker eingespielt hat. Alli Neumann arbeitet mit dem Produzenten-Urgestein Franz Plasa zusammen, der auf einen bewährten Pool an Studiomusikern zurückgreifen kann.
bq: Nach nur zwei Jahren als Bassistin wurdest du in die Markbass Familie aufgenommen. Welches Equipment von Markbass nutzt du und was gefällt dir daran?
Sophie Knops: Ich habe den Markbass Little Marcus 1000 Head und einen Mini CMD 121 P. Da die Amps meine Spielweise sehr gut zum Ausdruck bringen und meine Vorstellung von einem fetten Sound gänzlich erfüllen, war ich schon lange Fan von Markbass. Darum bin ich sehr glücklich, nun zur Markbass Familie zu gehören.
bq: Welche Bässe besitzt du?
Sophie Knops: Mein erster Bass war ein 1970er Fender Squier Vintage Modified Jazz Bass, den ich heute noch sehr gern spiele. Außerdem habe ich einen 1992er Fender Jazz Bass Plus V und einen 1960er Fender Road Worn Jazz Bass, den ich momentan überwiegend nutze. Wie man erkennen kann, bin ich ein großer Jazz Bass Fan, aber momentan halte ich auch nach einem Precision Bass Ausschau. Jeden dieser Bässe spiele ich sehr gerne, da jeder seinen eigenen besonderen Klang und Zweck hat.
bq: Könntest du dir vorstellen, deinen Traumbass selbst zu bauen?
Sophie Knops: Ich spiele momentan tatsächlich mit dem Gedanken, mir einen P Bass zu bauen. Er wäre wahrscheinlich ein Hybrid aus Jazz Bass und Precision mit einem Ahorn-Griffbrett, und einem Korpus aus Esche oder vielleicht sogar aus Zebrano-Holz. Der Bass hätte aktive Elektronik, die man auch passiv schalten kann.
bq: Was entgegnest du Leuten, die meinen, ein Bass passt nicht zu Frauen?
Sophie Knops: Solche Leute ignoriere ich grundsätzlich. (lacht) Man kann sich nicht vorstellen, was ich mir da manchmal anhören muss, sogar von Frauen! Das ist größtenteils sehr sexistisch und unverschämt. Oft bin ich so perplex, dass mir keine schlagfertige Antwort einfällt. Zum Glück ist der Anteil der Menschen, die mir und meinen weiblichen Kolleginnen mit Respekt begegnen, größer!
bq: Dein größter Wunsch für die Zukunft?
Sophie Knops: .Ich hoffe, dass diese Vorurteile irgendwann verschwinden und man schlichtweg als Frau, die ein Instrument gut beherrscht, akzeptiert und respektiert wird. Mein größter Wunsch für die Zukunft ist es, mit meinem musikalischen Schaffen glücklich zu werden, zu bleiben und meine Ziele als Bassistin und Gitarristin zu erreichen.
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