Norddeutsch by nature.
Es ist, mit Verlaub, scheißekalt in Lüllau an diesem Abend. „Ganz schön schattig“, sagt Hans Engels und grinst. Im hintersten Winkel der Nordheide, knapp hinter Hamburg steht im Schnee der Dorfkrug „Brookhof“ am Mühlenteich. Eine gemütliche Landkneipe, die gerade einen großen Vorteil hat. Drinnen ist es bullig warm. Der Kamin knackt. „Moin, Hansi“, sagt Achim Peters, der Wirt. Hans Engels nickt. „Bier ?“ – „Ja, groß“, sagt Engels, stellt seine alte Rickenbacker-Gitarre am Tresen ab und setzt sich auf einen Barhocker.
Der Dorfkrug ist Hans Engels’ Kneipe. Hier trifft er seine Freunde aus der Gegend, man unterhält sich über Gott und die Welt. Hier tritt er einmal im Monat mit seinem Musikerkollegen Marius Balan auf – zwei Sänger, zwei (akustische) Gitarren, „unplugged“. Im Sommer hat Engels mit seiner Band Park Lane auf einer eigens aufgebauten Bühne draußen schon vor 600 Zuschauern gespielt. In die Hamburger Kneipenszene, wo der 62-Jährige zu früheren Zeiten mit Musiker- und Künstlerkollegen bis tief in die Nacht unterwegs gewesen ist, zieht es ihn nicht mehr ganz so oft.
Hans Engels führt ein Leben zwischen Deutschland und England und wächst zweisprachig auf. Frühe Jugend in den Midlands, Schule in Deutschland, dann wieder England, Studium BWL und Anglistik in Hamburg und London. 1972 kehrt er nach Deutschland zurück, beendet seine Studien und wird Berufsschullehrer. Musik lief lange nur als Hobby nebenher; die meisten Jobs bekam er als Sprecher und Übersetzer, da ihn schon immer alles faszinierte, was mit Sprache zu tun hat. Engels lernt zwar früh auch klassische Klarinette, aber spätestens seit er „The Who“, Jimi Hendrix und die „Spencer Davies Group“ 1967 im Londoner Marquee Club gesehen hat, weiß er, was er wirklich werden will: Rockmusiker und Songschreiber.
Seinen Durchbruch als Musiker und Autor verdankt Engels nicht allein seinen Künsten als Sänger und Gitarrist in zahlreichen Bands, sondern vor allem „Yesterday“. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Hein Altenbroxter und immer wieder ermutigt von seiner Frau Lydia, schrieb er dieses Sechziger-Jahre-Musical über den erfolglosen Hamburger Rocksänger Harry Hansen. „Die Chance mit so etwas Geld zu verdienen, lag bei eins zu einer Million“, sagt Engels heute – für ihn aber funktionierte es.
„Yesterday“ soll 1997 zunächst nur drei Monate im Theater am Holstenwall auf St. Pauli laufen. Doch daraus werden zwölf Monate. Das Stück wird zum Erfolg in der Musicalmetropole Hamburg, 88 Prozent der 300 Plätze des Theaters sind im Schnitt ausverkauft, fast 400 Vorstellungen werden gegeben. Im Berliner Metropol-Theater läuft „Yesterday“ anschließend nicht ganz so gut, zurück in Hamburg, im „Delphi Showpalast“, erlebt Engels’ Musical dann aber einen zweiten Frühling.
Kabel von CORDIAL spielt Hans Engels schon lange. Auf sie ist er durch einen Kumpel gestoßen: Arthur Koll, der in der Szene wegen seines ungeheuren Technik-Verständnisses auch „König Arthur“ genannt wird. „Die Leute von CORDIAL sind der Konkurrenz immer voraus. Sie sind ungeheuer innovativ, und der persönliche Kontakt zu ihnen, der ist einfach einmalig“, sagt Hans Engels, grinst Wirt Achim zu und geht wieder raus in die Lüllauer Kälte: „Nur kurz eine schmöken.“